Aus Hans Hölzel wird Falco

1978 ging die Hallucination Company erstmals auf Tour. In München war die Show „Halluzinationen“ die Sensation, ausverkauft bis auf den letzten Platz. Am dritten Tag in München kam Hans im silbergrau-schwarz gestreiften Anzug, die kurz geschnittenen Haare mit Gel nach hinten frisiert, zu Wickerl Adam und sagte: „Du, Wickerl, sag heute nicht mehr ,am Baß Hans Hölzel‘, sondern ,am Baß Falco Gottehrer‘!“ Nach ein paar Tagen kam er wieder und sagte: „Wickerl, ,Gottehrer‘ lassen wir wieder weg, bei ,Falco‘ bleibt es!“ Auf den Künstlernamen „Falco“ kam Hans, weil ihn der zu dieser Zeit erfolgreiche ostdeutsche Schispringer Falko Weißpflog sehr imponierte. Aus dem „k“ machte er ein „c“, weil sich das international besser vermarkten läßt. Falco änderte sein Outfit deshalb grundlegend, weil er in Opposition zu den anderen Bandmitgliedern treten wollte. Alle anderen hatten lange Haare und hatten „Fetzen“ an – er stand auf einmal mit Anzug und Sonnenbrille auf der Bühne. Wickerl Adam über diese Zeit: „Er hat Sex, Drugs und Rock ’n‘ Roll gelebt im Versace-Anzug.“ Stefan Weber wurde durch die großen Erfolge der Hallucination Company dazu angeregt, seine ehemalige „Anarcho-Combo“ Drahdiwaberl, die bis 1975 existierte und von deren ehemaligen Mitgliedern ein Großteil nun bei der Hallucination Company spielte, neu zu formieren, und lud einige Musiker, darunter auch den coolen Bassisten Falco, ein, bei Drahdiwaberl zu spielen. Und so wirkte Falco ein Jahr lang sowohl bei der Hallucination Company als auch bei Drahdiwaberl mit.

Drahdiwaberl war eine Mischung aus Chaos, Rock und Politkabarett. Die Musik war zwar geprobt, der Ablauf der Show aber spontan. Der Gruppe ging es vielmehr um Chaos, Happening, Ulk und Klamauk. Die Drahdiwaberl-Konzerte liefen derart exzessiv ab, daß Falco sich gezwungen sah, seine Designer-Kleidung bei Auftritten mit einem durchsichtigen Plastikmantel zu schützen. Stefan Weber über Falco: „Der Falco hat überhaupt nicht zu uns gepaßt, weil er schon damals ein Dandy mit kurzen Haaren war. Wir sind in ,Fetzen‘ aufgetreten, er im Fiorucci-Pullover. Er war der einzige in der Band, den immer nur die Gage interessiert hat, und das war mit dem Ethos der Band nicht vereinbar, denn wir spielten fast nur Benefizkonzerte.“ Anfang 1979 verließ Falco wegen privater Gründe die Hallucination Company, blieb aber weiterhin bei Drahdiwaberl, auch wenn er sich mit der Ideologie der Band nicht identifizieren konnte. Bald darauf stieg er als Bassist bei der Kommerzgruppe Spinning Wheel ein, deren halbe Mannschaft auch in der Drahdiwaberl-Band spielte.

Bei der Band Spinning Wheel, die unter anderem Bee-Gees- und Rod-Stewart-Songs nachspielte, begann Falco erstmals wirklich zu singen, wobei das Charisma und der eigene Stil des Falken zum Vorschein kamen: Er verlieh den von ihm nachgesungenen Songs einen eigenen Touch. Ein von ihm gesungener Rod-Stewart-Song war kein Rod-Stewart-Song mehr, sondern wurde zu einem Falco-Song. Seine damaligen Musikerkollegen berichten, daß er schon zu dieser Zeit die typischen Falco-Bewegungen draufhatte, die keineswegs gespielt, sondern ihm angeboren waren. Falco, das war keine Kunstfigur, wie es später immer wieder behauptet werden wird, sondern Falco war Hans Hölzel, und Hans Hölzel war Falco. Einige Jahre vor seinem Tod sagte er in einem Interview: „Ich schau‘ halt, daß ich ein gewisses Falco-Gesicht nach außen trag‘, weil ich das ja auch zu 99 Prozent bin.“ Spinning Wheel trat anfangs eher erfolglos in Diskotheken und Hotelbars auf. Erst nach einiger Zeit wurde die Band eine der erfolgreichsten Österreichs. Falco verdiente für damalige Verhältnisse sehr gut, doch störte es ihn zunehmend, daß er nicht das spielen konnte, was ihn berührte, sondern Unterhaltungsmusik machen mußte. Im Mai 1979 begab sich Falco in das Tonstudio Cloud one von Renée Reitz in der Wiener Grünentorgasse, um seine erste Single zu produzieren. Er spielte, musikalisch von Spinning Wheel begleitet, die beiden Nummern „Chance to Dance“ und „Summer“ ein – unreife Frühwerke, von deren Veröffentlichung Falco letztendlich Abstand nahm.

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