Kindheit und Jugend

Am 19.2.1957 um 13.15 Uhr sollte Johann Hölzels ereignisreiches wie schicksalhaftes Leben beginnen. So problemlos die Geburt verlief, so schwierig gestaltete sich die Schwangerschaft. Maria Hölzel – sie war damals Geschäftsführerin einer Filiale der Wäscherei Habsburg im 14. Wiener Gemeindebezirk – wurde im dritten Schwangerschaftsmonat mit einem Blutsturz in die Frauenklinik Gersthof eingeliefert. Sie verlor Zwillinge und war deswegen sehr niedergeschlagen, denn sie wünschte sich nichts so sehr wie ein Kind – und dann wären es sogar noch Zwillinge gewesen. Zur Beobachtung behielt man Maria Hölzel über Nacht im Spital. Als der Arzt am nächsten Tag nach der Untersuchung eine Schwangerschaft feststellte, traute sie ihren Ohren nicht. „Sie müssen sich irren, ich habe doch gestern meine Zwillinge verloren!“ erwiderte Maria Hölzel völlig konsterniert. Erst ein paar Augenblicke später realisierte sie, daß sie eigentlich Drillinge erwartet hätte. Die Freude konnte gar nicht richtig aufkeimen, denn der Arzt meinte gleich bestimmend: „Wir machen eine Kürettage, denn wenn Sie zwei Babies verloren haben, dann werden Sie auch das dritte verlieren!“ Dieser Selbstherrlichkeit des Arztes setzte Maria Hölzel energisch und couragiert entgegen: „Nein, wir machen gar nichts!“, denn sie wollte dieses Kind unbedingt – und sie bekam es.

Es war ein großer, kräftiger Bub, wog 4,95 kg, war 54 cm groß und machte schon vom ersten Moment an mit seiner lauten Stimme auf sich aufmerksam. Seine Mutter erinnert sich, daß ihr die Hebamme ihr Kind mit den prophetischen Worten: „Da haben Sie Ihren kleinen Sängerknaben!“ in die Arme gelegt hat. „Wenn alle Babies ruhig waren und eines zu schreien begann, dann konnte man sicher sein, daß es meines war.“

Hans wurde in kleinbürgerliche Verhältnisse hineingeboren. Sein Vater Alois Hölzel, ein Niederösterreicher, verlor sehr früh seine Eltern, wodurch ihm jegliche Möglichkeit einer weiteren schulischen Ausbildung genommen wurde. Auf sich allein gestellt, begann er eine Schlosserlehre und arbeitete sich mit viel Fleiß bis zum Werkmeister einer Maschinenfabrik empor. Die junge Familie Hölzel wohnte in einer zirka 70 m² großen Mietwohnung in der Ziegelofengasse Nr. 26 im 5. Wiener Gemeindebezirk. Das Haus, in dem Hans aufwuchs, wurde längst abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Mutter von Maria Hölzel bezog, wenige Jahre nachdem Hans geboren wurde, eine kleine Wohnung im Haus gegenüber – direkt über dem Gasthaus „Altes Fassl“, das in späteren Jahren ein Stammlokal von Hans werden sollte -, um in der Nähe ihres Enkelkindes sein zu können.

Daß Hans eine musikalische Ader hatte, merkte man schon von frühester Kindheit an. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen war, zur Musik im Radio zu dirigieren. Mit der einen Hand hielt er sich am Gitterbett an – er konnte noch kaum stehen -, die andere Hand bewegte er im Takt der Musik. Als er dann etwas älter war, pfiff und trällerte er zu im Radio gespielten Schlagern wie „Anneliese, wann wirst du endlich einmal gescheiter?“. Hans wuchs unter der Obhut dreier Frauen auf, nämlich Mutter, Großmutter mütterlicherseits und einer Nachbarin, die er liebevoll „Schlintzi“ nannte. Die Großmutter – sie stammte aus Bad Tatzmannsdorf im Burgenland – liebte ihn über alles, las ihm jeden Wunsch von den Lippen ab und ließ ihm alles durchgehen, ein Umstand, den sich Hans immer öfter zunutze machte. Seine Mutter hingegen, die sein ganzes Leben seine wichtigste Bezugsperson sein wird, hielt die Zügel straff, was hin und wieder zu Konflikten mit ihrer Mutter führte. Um das Familieneinkommen etwas aufzubessern, übernahm Maria Hölzel 1959 ein kleines Lebensmittelgeschäft in der Ziegelofengasse.
„In den Kindergarten wollte der Hans nie gehen, und so blieb er eben zu Hause. Der Hans war ein sehr angenehmes Kind, ich kann mich nicht erinnern, daß es in irgendeiner Form Schwierigkeiten gegeben hätte. Er war fast überdurchschnittlich brav“, erinnert sich seine Mutter.

Zum vierten Geburtstag wünschte sich Hans eine Ziehharmonika. Eine Musiklehrerin riet den Eltern aber dazu, ihrem Kind Klavierunterricht zuteil werden zu lassen, er könne ja später immer noch auf Ziehharmonika umsteigen. So kauften sie ihm also keine Ziehharmonika, sondern einen Stutzflügel und meldeten ihn bei der Musikpädagogin Dr. Bodem in der Fillgradergasse – unweit der Ziegelofengasse – zum Klavierunterricht an.

Hans bekam zweimal in der Woche eine Stunde Unterricht, und seine Lehrerin war sehr zufrieden mit ihrem Schützling. Er habe großes Talent, besonders für Beethoven habe er ein Gehör, sagte sie einmal zu Maria Hölzel, was sie natürlich sehr stolz auf ihren Sohn machte. Obwohl er keine einzige Note kannte, spielte er mit fünf Jahren bereits an die 30 Schlager zweihändig. Wenn er im Radio ein Musikstück hörte, das ihm gefiel, setzte er sich ans Klavier und spielte es nach Gehör nach.

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